News in und um Honduras
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04.11.2008 Starke Regenfälle
und Überschwemmungen fordern über 100 Todesopfer
20.05.2005 Honduras' feine
Gesellschaft hetzt Jugendliche zum Mord an Kindern
18.05.2004 Lynchjustiz in Honduras
29.01.2002 Neuer Präsident vereidigt
20.12.2001 Straßenkinder
in Honduras werden gezielt umgebracht
26.11.2001 Machtwechsel in Honduras.
Früherer Zentralbankchef neuer Präsident
21.11.2001 Präsidentschaftswahlen
12.11.2001 Honduras scheitert an der
WM-Qualifikation
05.11.2001 Lage in Honduras nach Hurrikan
"Michelle" wieder entspannt
05.11.2001 Hurrikan "Michelle"
bringt Unheil und Zerstörung auf Kuba.
04.11.2001 Hungersnot auf einigen Inseln
von Honduras
02.11.2001 Ausnahmezustand wegen Hurrikan
"Michelle"
10.08.2001 Gewalt gegen Straßenkinder
21.08.2001 Hungersnot kaum noch abzuwenden
27.03.2001 Zentralamerika für Naturkatastrophen
besonders anfällig
04.11.2008 Starke Regenfälle und Überschwemmungen
fordern über 100 Todesopfer
"Das ist die schlimmste Naturkatastrophe in Honduras seit
Hurrikan Mitch", sagt Arnaldo Bueso Hernandez von CARE Honduras."
Und auf ihre Weise ist die jetzige Katastrophe sogar noch
schlimmer." Während sich die vor zehn Jahren durch Mitch
verursachten massiven Zerstörungen auf einige Gebiete beschränkt
hätten, sei nun beinahe das gesamte Land betroffen. Die
Niederschlagsmengen der vergangenen Tage übersteigen jetzt
schon die während Mitch niedergegangenen Regenmassen.
20.05.2005 Honduras' feine Gesellschaft hetzt Jugendliche
zum Mord an Kindern
Staatlich sanktionierte Jagd auf Straßenkinder
von Stefanie Bolzen Berlin - Der Platz
auf dem Friedhof wird knapp. 35 Gräber hat Manuel Capellin
für "seine" Kinder in den letzten Jahren ausheben müssen.
Jetzt hat er ein zweites Grundstück kaufen müssen, denn
das gnadenlose Abschlachten geht Woche für Woche weiter.
Manuel Capellin leitet die Hilfsorganisation Casa
Alianza in Honduras' Hauptstadt Tegucigalpa, die sich um
die unzähligen Straßenkinder der 1,5-Millionen-Stadt zu
kümmern versucht. Vor mehr als sechs Jahren hat Capellin
begonnen, das Morden dokumentarisch zu erfassen. Bei 2605
getöteten Kindern ist seine Zählung Ende Februar 2005 angekommen.
"Im Januar waren es 36, im Februar sogar 51 Kinder", sagt
Capellin.
Der Mord an Straßenkindern ist in Mittelamerika
ein weitverbreitetes Phänomen und gehört für die Regierungen
zu einem der vielen Probleme, denen sie nicht Herr werden
können - und in vielen Fällen auch gar nicht wollen. Ob
in Nicaragua, El Salvador, Panama, Guatemala oder eben Honduras:
Das Morden geht einher mit wachsender Armut, einer immer
größeren Kluft zwischen Arm und Reich, mit der organisierten
Kriminalität und dem Drogenhandel. Und mit einer nicht vorhandenen
Rechtsstaatlichkeit. Das erfährt Capellin täglich. "Von
den mehr als 2600 Morden sind nur 600 überhaupt untersucht
worden", erzählt er. Von diesen seien gerade einmal 100
vor Gericht gekommen, Urteile gab es in ganzen acht Fällen.
"Ganz offensichtlich sind einflußreiche Leute verwickelt,
die kein Interesse an einer Aufklärung haben."
Die Täter, so Capellin, haben ganz verschiedene
Hintergründe. Polizisten seien darunter, Privatleute, aber
auch Jugendliche selbst, die brutalen, vom Drogenhandel
lebenden Straßenbanden - den "Maras" - angehören. Die Mörder
rasen auf den Ladeflächen von Pick-ups heran, mit schweren
Waffen ausgerüstet. Dann feuern sie wahllos auf die in den
Straßen lungernden Kinder. Kinder wie Belsin und Junior,
zwei Schützlinge der Casa Alianza, die von Todesschwadronen
durch die Stadt gejagt wurden. Junior starb durch fünf Kugeln
im Rücken, Belsin töteten die unbekannten Männer mit Kopf-
und Bauchschüssen. Sie waren 15 und 14 Jahre alt.
Das Morden hat System. Ende Februar fand die Polizei
mehrere Kinder, deren Leichen auf Feldwegen abgeworfen wurden.
Die Hände auf dem Rücken gefesselt, die toten Körper voller
Folterspuren, im Nacken die Gnadenkugel.
Honduras' Präsident Ricardo Maduro machte nach
seiner Wahl 2001 das Versprechen wahr, mit "null Toleranz"
das Verbrechen zu bekämpfen, Honduras' Straßen sicherer
zu machen. Die folgenden Säuberungsaktionen jedoch wurden
zum staatlich sanktionierten Abschlachten von Straßenkindern,
wie die UN-Sondergesandte Asma Jahangir bereits 2002 anklagte.
Geschäfts- und Privatleute zahlen den Maras, aber auch Polizisten
und privaten Sicherheitsleuten den Abschuß lästiger Jugendlicher.
Für Honduras' Straßenkinder gibt es so gut wie
keinen Ausweg aus dem Teufelskreis aus Gewalt, Armut und
Drogen, ihr Leben spielt sich an der Grenze zum Illegalen
ab, sich selbst nehmen sie als Abschaum der Gesellschaft
wahr. Heroin, Kokain und Alkohol sind ihre Flucht. "Sie
leben für den Augenblick, weil sie keine Zukunft haben",
sagt Manuel Capellin.
Artikel erschienen am Sa, 14. Mai 2005 © WELT.de
1995 - 2005
18.05.2004 Lynchjustiz in Honduras
Angeblich durch einen Brand in einem Gefängnis in Honduras
sind gestern über 100 Menschen getötet worden. Schon vor
einem Jahr starben in einer anderen Haftanstalt 69 Menschen
. In den vergangenen 12 Monaten wurden außerdem etwa 1000
Kinder und Jugendliche ermordet oder ohne Gerichtsurteil
hingerichtet.
Die Opfer des Brandes gehörten der Jugendbande Mara Salvatrucha
an, einer der größten Banden der Welt, die in Nicaragua,
El Salvador und Honduras über 30 000 Mitglieder hat. Menschenrechtsorganisationen
kritisieren immer wieder die Haftbedingungen in den hoffnungslos
überfüllten honduranischen Gefängnissen. Sie werfen den
staatlichen Sicherheitskräften vor, die Jugendbanden regelrecht
auslöschen zu wollen. Auch die katholische Kirche in Honduras
erhob schwere Vorwürfe gegen die Behörden.
Wie die Behörden des zentralamerikanischen Staates mitteilten,
brach das Feuer im Gefängnis von San Pedro Sula aus, etwa
240 Kilometer nördlich der Hauptstadt Tegucigalpa. Der Polizeisprecher
der Stadt sagte, der Brand sei offenbar durch einen Kurzschluss
ausgelöst worden. Es habe 101 Tote und 27 Verletzte gegeben;
54 Menschen hätten das Unglück unbeschadet überstanden.
Ein überlebender Häftling erhob schwere Anschuldigungen
gegen das Wachpersonal: Dieses habe die Gefangenen mit Schüssen
in Schach gehalten, statt sie vor den Flammen zu retten.
Ein anderer Häftling berichtete in örtlichen Hörfunksendern,
dem Brand sei eine Explosion vorausgegangen. Die Gefangenen
hätten vergeblich um Hilfe geschrieen. Anstatt die Zellentüren
zu öffnen, um die Gefängnisinsassen vor den Flammen zu retten,
hätten die Wachbeamten begonnen, Schüsse abzugeben.
Der Brand sei um 1.30 Uhr ausgebrochen, doch die Wärter
hätten zwei Stunden gezögert, bevor sie die Zellen öffneten.
"Der Tod so vieler junger Menschen hätte vermieden werden
können, wenn die Verantwortlichen rechtzeitig reagiert hätten",
sagte der Weihbischof von San Pedro Sula, Rómulo Emiliani
am Montag. In dem Gefängnis Centro Penal San Pedrano sind
insgesamt mehr als 2000 Häftlinge untergebracht, mehr als
doppelt so viele wie vorgesehen.
Es ist nicht das erste Mal, dass in Honduras Häftlinge
sterben: Im April 2003 wurden im Gefängnis der Hafenstadt
La Ceiba an der Karibikküste 68 Menschen getötet. Damals
sprachen die Behörden anfangs von einem Aufstand und rivalisierenden
Gangs. Allerdings gehörten 61 von ihnen der Jugendbande
Mara 18 an. Mehrere Gefangene verbrannten damals in einer
verschlossenen Zelle. 51 Soldaten, Polizisten und Kriminelle
müssen sich vor Gericht wegen des Vorwurfs verantworten,
das damalige Massaker verübt zu haben.
Als Reaktion auf das Unglück brach Honduras' Präsident
Ricardo Maduro inzwischen seine Europareise ab: "Dies ist
eine Tragödie von enormen Ausmaßen", sagte Maduro und kündigte
an, persönlich die Untersuchungen zur Unglücksursache leiten
zu wollen.
Allerdings war es gerade Staatspräsidente Ricardo
Maduro, der dem Verbrechen mit einer «Null-Toleranz-Strategie»
den Kampf angesagt hatte. Dokumentierte Fälle belegen,
dass Einheiten der Polizei und Angestellte von privaten
Sicherheitsdiensten im vergangenen Jahr über 500 Kinder
ermordet haben. Menschenrechtsorganisationen
sprechen von eigentlichen Exekutionen, wenn aus fahrenden
Autos mit grossen Kalibern auf die Jugendlichen geschossen
wird. Zielscheibe sind sehr oft Mitglieder von gewalttätigen
Banden, die insbesondere den Geschäftsleuten ein Dorn
im Auge sind.
29.01.2002
Neuer Präsident in Honduras vereidigt. Kampf gegen
Korruption und Verbrechen
An einer Massenveranstaltung im Fussballstadion von Tegucigalpa
hat am Sonntag der Unternehmer Ricardo Maduro sein vierjähriges
Amt als Präsident von Honduras angetreten. Der schneidige,
für seine sowohl soziale als auch neoliberale Grundeinstellung
bekannte Präsident entstammt der oppositionellen konservativen
Nationalen Partei und löst Staatschef Carlos Flores
ab, dessen Einsatz als beherzter Landesvater während
der Hurrikan-Katastrophe «Mitch» vielen Honduranern
in guter Erinnerung bleiben dürfte.
Maduro ist der zweite Präsident aus den Reihen der
Nationalen Partei, seit das zentralamerikanische Land 1982
nach Jahren der Militärherrschaft zur Demokratie zurückfand.
In seiner Antrittsrede kündigte er an, seine Regierung
werde die Grundfesten für eine nationale Transformation
legen. Es gelte die Demokratie mittels einer echten Bürgerbeteiligung
zu erneuern und zu vertiefen.
Diplomatische Beziehungen zu Kuba Mit besonderem Nachdruck
wiederholte Maduro sein wichtigstes Wahlversprechen, nämlich
rücksichtslos gegen Korruption und Delinquenz vorzugehen.
Das Mandat des Volkes an der Urne sei klar gewesen. Man
habe ihn gewählt, damit er in erster Linie gegen Unsicherheit,
Mord, Entführungen und Diebstahl kämpfe. Selber
ist Maduro Opfer der Gewalt im Land geworden. Sein einziger
Sohn war 1997 in San Pedro Sula von Kriminellen entführt
und ermordet worden. Laut Statistiken der Polizei haben
im vergangenen Jahr täglich durchschnittlich zehn Honduraner
als Folge der Strassenkriminalität den Tod gefunden.
Des Weiteren stellte Maduro, der einer selber gegründeten
pädagogischen Stiftung vorsteht, eine Erziehungsreform
in Aussicht. Mit einem Wohnbauprogramm wolle er die enorme
soziale Schuld abtragen, welche die Honduraner auf sich
geladen hätten. Zusammen mit Haiti, Bolivien und Nicaragua
gehört Honduras mit seinen sechs Millionen Einwohnern
zu den ärmsten Staaten Lateinamerikas und der Karibik.
Aussenpolitisch brach Maduro eine Lanze für die Integration
der zentralamerikanischen Länder, deren Staatspräsidenten
vollständig zur Feierstunde angereist waren. Als gutes
Zeichen wertete man die Präsenz des neuen nicaraguanischen
Präsidenten Bolaños. Unter dessen Vorgänger
Alemán hatte Nicaragua als Vergeltungsmassnahme wegen
einer Grenzstreitigkeit Honduras einen saftigen Strafzoll
auf allen Importgütern verpasst. Als Abschiedsgeschenk
gab der scheidende Aussenminister die Aufnahme voller diplomatischer
Beziehungen zwischen Honduras und Kuba bekannt. Damit wird
ein Relikt aus der Zeit des Kalten Krieges begraben, als
Honduras Castro vorwarf, sich in die Guerillakriege Zentralamerikas
einzumischen.
Im ersten Kabinett der neuen Regierung haben mehrheitlich
Persönlichkeiten aus Unternehmerkreisen mit keiner
oder wenig Regierungserfahrung Einsitz genommen. Eine Ausnahme
bildet der Minister für innere Sicherheit, Juan Angel
Arias, der 1975 die nationale Polizeiakademie gegründet
hatte. Wirtschaftsministerin wird die bisherige Präsidentin
des honduranischen Unternehmerverbandes, Julliette Handal,
Verteidigungsminister Federico Brevé, ein Bauingenieur,
der seit Jahren in Gesellschaften Maduros arbeitet. Die
Ernennungen aus politikfernen Kreisen zeigen, dass Maduro
dem Druck der konservativen Kreise seiner Partei nicht erlegen
ist und vorläufig freie Hand für einen eigenständigen
Kurs behält. Die Hauspartei des neuen Präsidenten
verfügt im Einkammerparlament über keine Mehrheit.
Dank einer Abmachung mit der zweitstärksten Partei,
dem konservativen Partido Liberal, sind bei den ersten Wahlen
im Kongress auch Mitglieder der Opposition zum Zug gekommen.
Für das im Rahmen der Korruptionsbekämpfung wichtige
Amt des obersten Rechnungsprüfers wurde so der Liberale
Delmer Urbizo bestimmt (NZZ Online).
20.12.2001
Straßenkinder in Honduras werden gezielt umgebracht.
| nach oben
In keinem Land Mittelamerikas werden so viele Straßenkinder
umgebracht wie in Honduras. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen
sprechen von einer gesellschaftlichen Säuberung, an
der offensichtlich auch die Polizei beteiligt ist. Anderseits
verbreiten Jugendbanden in den Städten Angst und Schrecken.
«Das Leben auf der Straße hat mich kaputtgemacht,
und ich habe einen Weg gesucht, wieder daraus herauszufinden.»
Walter Navarro wurde mit sieben Jahren von seinen Eltern
von Zuhause weggeschickt, fortan musste er selbst schauen,
wie er über die Runden kam. Ein Sozialarbeiter, der
auf Walter aufmerksam wurde, weil er völlig verdreckt
bei Passanten um Almosen bettelte, lud ihn ins Haus der
Hilfsorganisation Casa Alianza ein. Dort konnte Walter endlich
wieder baden, er bekam Kleider und zu essen. Für den
heute 17-jährigen Walter war das ein Glücksfall
sondergleichen, für die Leute von Casa Alianza sind
solche Begegnungen Alltag.
In Honduras wird die Zahl der Straßenkinder auf über
8000 geschätzt, allein in der Hauptstadt Tegucigalpa
sollen rund 5400 Kinder auf der Strasse leben. Sie betteln,
waschen Autos, verkaufen Früchte, putzen Schuhe, schleppen
Gepäckstücke oder wühlen im Abfall - weniger
um nicht zu verhungern, mehr damit sie sich so bald wie
möglich wieder ein Glas Schuhleim kaufen können.
Gierig inhalieren sie den Klebstoff, denn er vertreibt das
Hungergefühl und ermöglicht für eine Weile
die Flucht aus der Realität. Doch die Billigdroge -
eine Tagesration kostet weniger als einen Dollar - ist gefährlich:
Lungen- und Nierenschäden, Erblindung, motorische Störungen,
Halluzinationen, Hirnschläge können die Folge
sein.
Auch Walter Navarro hat mit dem Leim Resistol seine Erfahrungen
gemacht. Als er das Heim, in dem er sechs Jahre verbrachte,
verlassen musste, weil er die Altersgrenze erreicht hatte,
kam er mit 14 in Kontakt mit Drogen: «Ich wurde schnell
abhängig von Resistol, Marihuana und Alkohol. Deshalb
bin ich wieder zu Casa Alianza gegangen, weil mir hier geholfen
wird, von den Drogen wegzukommen.» Die Entgiftung
war hart, erinnert sich Walter, doch heute fühlt er
sich stark genug, nicht mehr rückfällig zu werden.
«Meine Ziele haben sich geändert. Ich möchte
ein guter Arbeiter in einer Werkstatt werden und eine Familie
gründen.» Im Haus von Casa Alianza im Zentrum
von Tegucigalpa können rund 100 Kinder und Jugendliche
aufgenommen werden, praktisch alle sind beim Eintritt drogenabhängig.
Ihnen wird psychologische und medizinische Hilfe angeboten,
sie bekommen Unterkunft und Verpflegung und gewinnen mit
Spielen und Sport ihre Lebensfreude zurück. Um die
Kinder auf ein selbstständiges Leben vorzubereiten,
ist Ausbildung ein wichtiger Teil des Erziehungsprogramms.
Sexueller Missbrauch verbreitet. Die 17-jährige
Carla Avila ist von ihrem Stiefvater sexuell bedrängt
worden. Sexueller Missbrauch, sehr oft durch Familienangehörige,
ist ein häufiger Grund, warum Kinder bei Casa Alianza
Zuflucht suchen. «Die Strassenkinder werden immer
jünger, in einigen Quartieren von Tegucigalpa leben
bereits zwei- bis vierjährige Kinder auf der Strasse»,
sagt José Manuel Capell’n, der Direktor von
Casa Alianza. Ungeklärte Morde an Kindern.
Grosse Sorgen bereiten Capell’n auch die
ungeklärten Fälle von Kindern und Jugendlichen
unter 22 Jahren, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind.
In den letzten vier Jahren hat Casa Alianza rund 900 Kindermorde
gezählt, Tendenz steigend: Allein im August und September
des laufenden Jahres kamen 87 neue Fälle dazu. In Mittelamerika
wartet höchstens Guatemala mit so erschreckenden Zahlen
auf. Jeden Monat übergibt Casa Alianza dem Sicherheitsministerium
eine Liste mit den Namen der Getöteten, mit der Bitte,
die Täter ausfindig zu machen. Nur selten werden die
Fälle geklärt. Capell’n ist sich sicher,
dass eine gesellschaftliche Säuberung im Gang ist,
doch wer dafür verantwortlich ist, mag er nicht kommentieren.
Dafür hat Asma Jahangir, die für die UNO in Honduras
eine Untersuchung leitete, kürzlich kein Blatt vor
den Mund genommen: «Dokumentierte Fälle lassen
darauf schliessen, dass Einheiten der Polizei und Angestellte
von privaten Sicherheitsdiensten für über zehn
Prozent der Kindermorde verantwortlich sind.» Gangs
kontrollieren Stadtviertel. José Capell’n
spricht von eigentlichen Exekutionen, wenn aus fahrenden
Autos mit grossen Kalibern auf die Jugendlichen geschossen
wird. Zielscheibe sind sehr oft Mitglieder von gewalttätigen
Banden, die in den Städten Angst und Schrecken verbreiten.
Die über 80 «maras» sollen landesweit über
100 000 Anhänger haben, sie kontrollieren «ihre»
Quartiere und verlangen vielfach bei Autofahrern eine Durchfahrtsgebühr.
Vor den Gangs ist niemand sicher, auch Polizisten mussten
schon ihr Leben lassen. Im August wurde in Tegucigalpa und
San Pedro Sula gar das Militär aufgeboten, um die Sicherheit
der Bürger zu gewährleisten, als sich zwei rivalisierende
«maras» regelmässig Strassenkämpfe
lieferten. Hunderte von Gang-Mitgliedern sitzen mittlerweile
in Gefängnissen, was ganz im Sinn des neuen Staatspräsidenten
Ricardo Maduro sein dürfte, der eine «Null-Toleranz-Strategie»
angekündigt hat. Von Martin Jordan, Tegucigalpa (Basler
Zeitung).
26.11.2001
Machtwechsel in Honduras. Früherer Zentralbankchef
neuer Präsident | nach oben
Ricardo Maduro (55) |
Der Oppositionspolitiker und frühere
Zentralbankchef Ricardo Maduro (55) hat die Präsidentenwahlen
in Honduras klar gewonnen. Nach Auszählung von
etwa 40 Prozent der Stimmen lag der Kandidat der Nationalen
Partei mit 52,7 Prozent weit vor dem Bewerber der regierenden
Liberalen Partei, Parlamentspräsident Rafael Pineda
Ponce (71) mit 43,7 Prozent. Maduro will vor allem die
Kriminalität bekämpfen. Pineda erkannte den
Triumph der Nationalen an. Vor tausenden von Anhängern
bekräftige Maduro in der Nacht sein Wahlversprechen,
einen entschiedenen Kampf gegen die Kriminalität
zu führen. Er versprach außerdem mehr Bürgerbeteiligung
und eine transparentere Verwaltung. |
Zu den größten Herausforderungen für den neuen
Präsidenten zählt die Massenarmut. Die wirtschaftliche
Lage in Honduras, einem der vier ärmsten Länder
Lateinamerikas, hat sich wegen des Verfalls der internationalen
Kaffeepreise noch verschlechtert. Maduro konnte von der Unzufriedenheit
weiter Kreise der Bevölkerung nach acht Jahren liberaler
Regierung profitieren.
Dem scheidenden Präsidenten Flores haftete im Volk
außerdem der Ruf eines Unglücksraben an, weil
das Land während seiner Amtszeit von drei Naturkatastrophen
heimgesucht wurde: dem Hurrikan "Mitch" Ende 1998,
einer ausgeprägten Dürre von Mitte vorigen bis
in den Spätsommer dieses Jahres und dem Hurrikan "Michelle",
der Ende Oktober den Norden von Honduras überschwemmte.
Der Unternehmer Maduro, der aus einer der reichsten Familien
des Landes stammt, wird am 27. Januar die Nachfolge von
Präsident Carlos Flores Facusse antreten, der selber
nicht noch einmal kandidieren durfte. Nachdem am Samstag
ein Parlamentskandidat der Nationalen Partei ermordet worden
war, waren die Wahlen am Sonntag friedlich und ohne Zwischenfälle
verlaufen.
21.11.2001
Präsidentschaftswahlen in Honduras | nach
oben
Am 25.11. finden in Honduras Präsidentschaftswahlen
statt. Der Kandidat der Nationalpartei Ricardo Maduro liegt
Meinungsumfragen zufolge 10 % vor Rafael Pineda Ponce (Liberale
Partei).
Unterdessen sind immer noch weite Teile der Mosquitia durch
die starken Regenfälle der letzten Wochen überschwemmt;
viele Dörfer sind noch isoliert.
12.11.2001
Honduras ist durch ein 0:3 im entscheidenden Spiel in Mexiko
an der WM-Qualifikation gescheitert. | nach
oben
Es sollte das Spiel ihres Lebens werden, doch die
Mexikaner konnten vor über 100 000 fanatischen Zuschauern
im Aztekenstadion von Mexiko City ihren Heimvorteil nutzen
und fahren nun als dritte Mannschaft der Nord-,Mittelamerika-
und Karibikgruppe nach Costa Rica und den USA zur Fußballweltmeisterschaft
2002.
Für Honduras wäre es die zweite WM-Teilnahme nach
1982 in Spanien gewesen. Doch nachdem sie eine sehr starke
WM-Qualifikation spielten, verloren sie das letzte Heimspiel
gegen Tabellenschlusslicht Trinidad & Tobago mit 0:1,
so dass sie vor dem Spiel in Mexiko-Stadt punktgleich mit
den Mexikanern, aber um ein Tor schlechter waren - und daher
gewinnen mussten, um zur WM fahren zu können.
Insbesondere nach der Dürrekatastrophe im Sommer und
den starken Überschwemmungen durch Hurrikan "Michelle"
hofften die Menschen in Honduras, einem Land in dem Fußball
einen sehr hohen Stellenwert hat, durch die WM-Qualifikation
wieder positiv in die Zukunft blicken zu können. Auch
in ökonomischer Hinsicht wäre die WM-Teilnahme
sehr wichtig gewesen, um auf Honduras aufmerksam zu machen
und den für das Land so wichtigen Tourismus wieder
anzukurbeln. Honduras trauert.
05.11.2001
Lage in Honduras nach Zerstörungen durch Hurrikan "Michelle"
wieder besser | nach oben
|
In Honduras starben 8 Menschen in den
Fluten, die durch den Hurrikan "Michelle"
ausgelöst wurden.
14 sind noch vermisst, insgesamt sind ca. 70 000 Menschen
betroffen.
Zahlreiche Brücken und Straßen wurden zerstört.
Inzwischen konnte der Ausnahmezustand in den meisten
Gebietenjedoch wieder aufgehoben werden. In der Mosquitia
herrscht allerdings immer noch Katastrophenalarm. In
der Nacht zum Montag hat "Michelle" Kuba zerstört
und bedroht nun Florida. |
05.11.2001
Hurrikan "Michelle" bringt Unheil und Zerstörung
auf Kuba. | nach oben
Der Hurrikan "Michelle" ist in der
Nacht zum Montag über Kuba hinweggezogen und hat eine
Spur der Verwüstung hinterlassen. In der Hauptstadt
Havanna wurden Dächer abgedeckt und Bäume entwurzelt,
die Stromversorgung brach zusammen und es gab keine Telefonverbindungen
ins Ausland mehr. Angaben zu möglichen Opfern und Schäden
in der Landwirtschaft sowie an der Infrastruktur gab es
zunächst nicht. Fast 600.000 Menschen waren vorsorglich
evakuiert worden. Die mehr als 10.000 ausländischen
Touristen seien in ihren Hotels in Sicherheit, hieß
es. Foto-Serie - "Michelle" über Mittelamerika
Schwerster Hurrikan seit 50 Jahren auf der Insel "Michelle",
dem vergangene Woche in Honduras, Nicaragua und Costa Rica
schon zwölf Menschen zum Opfer gefallen waren, gilt
als der schwerste Wirbelsturm über Kuba seit 50 Jahren.
Für die ohnehin krisengeplagte Mangelwirtschaft der
Insel könnte er einen schweren Schlag darstellen. Möglicherweise
werden nämlich die Lebensmittel-Vorräte knapp.
Die oft baufälligen Häuser Havannas hingegen hielten
dem Sturm nach ersten Angaben jedoch besser stand, als befürchtet.
Sturmböen und Überschwemmungen Am Sonntagabend
war "Michelle" an der Südküste Kubas
im Bereich der Halbinsel Zapata "an Land gegangen".
Sturmböen mit weit über 200 Kilometern pro Stunde
peitschten das Meer auf und bis zu sechs Meter hohe Brecher
rollten auf die Küste zu. Heftige Regenfälle sorgten
zudem für Überschwemmungen.
Alarm für die Bahamas und Florida. Am Montag werde
der Sturm die Zuckerinsel hinter sich lassen und auf seinem
Weg Richtung Nordosten die südlichen Regionen des US-Bundesstaates
Florida streifen, bevor er auf die Bahamas treffe, sagte
das Nationale Hurrikan-Zentrum in Miami voraus. Für
die bedrohten Regionen Floridas und für die Bahamas
bestand weiterhin Hurrikan-Alarm. Der junge Bush erkennt
den Ernst der Lage Im Süden Floridas waren die Touristen
schon am Samstag zum Verlassen der Region aufgefordert worden.
Der Gouverneur des Bundesstaates und Bruder amerikanischen
Präsidenten George W. Bush, Jeb Bush, rief den Alarmzustand
aus. AP/dpa
04.11.2001
Hungersnot auf einigen Inseln von Honduras | nach
oben
|
Auf den Inseln Guanaja, Utila und den
Cayos Cochinos haben viele Menschen keine Nahrungsmittel
mehr, nachdem dort seit 6 Tagen wegen dem Sturm "Michelle"
keine Versorgungsschiffe mehr eingetroffen sind.
Bei Radiosendern in La Ceiba gingen zahlreiche telefonische
Hilferufe ein. Unterdessen stellte das Deutsche Rote
Kreuz 50 000 $ Soforthilfe bereit.
Es gibt jedoch Hoffnung, dass sich die Lage bessert,
da die Regenfälle inzwischen nachgelassen haben. |
02.11.2001
Der tropische Sturm "Michelle" forderte schon
6 Todesopfer
in Honduras. | nach oben
Es wird befürchtet, dass er sich heute in einen Hurrikan
verwandelt. Die Regierung hat den Ausnahmezustand ausgerufen.
Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, weil
zahlreiche Flüsse nach heftigen Regenfällen aus
ihren Ufern getreten sind. Mehr als 50 000 Personen berichteten
Schäden an ihren Häusern, 10 000 wurden evakuiert.
Honduras war in den letzten Wochen schon einmal in den internationalen
Schlagzeilen, denn eine langanhaltende Dürre hat einen
grossen Teil der Mais- und Bohnenernte besonders im Süden
von Honduras und Norden von Nicaragua zerstört. Viele
arme Bauernfamilien, die nur von ihren Ernten leben, hatten
plötzlich nichts zu essen und mussten mit Früchten
und sogar Wurzeln überleben. Mehrere Kinder in entlegenen
Dörfern mit schlechten Zufahrtswegen starben an Unterernährung.
Die UNO verteilte über das Welt-Essensprogramm Lebensmittel
an Familien in den betroffenen Regionen, und auch die Regierung
in Tegucigalpa schickte Familienpakete mit Reis, Bohnen,
Mehl, Milch, Oel und Mais. In der Zwischenzeit hat sich
das Klima normalisiert, es regnete regelmässig, und
die Aussichten auf die Späternte im Dezember waren
gut. Trotz der Krise sind die Lebensmittelpreise bisher
glücklicherweise nicht gestiegen und es kam auch nicht
zu Lieferengpässen. Und nun also droht der Hurrikan
"Michelle" die notleidende Bevölkerung von
Honduras in noch tiefere Not zu reissen - und das gerade
mal 3 Jahre nachdem der Hurrikan "Mitch" über
5000 Tote in Honduras gefordert und weite Teile des Landes
zerstört hatte.
10.08.2001
GEWALT GEGEN STRAßENKINDER, von Nefer Munoz, Tegucigalpa
| nach oben
Jorge Perdomo ist immer auf der Hut. "Wenn
wir auf dem Bürgersteig schlafen, schlagen uns die
Polizisten." Wenn er einer Jugendbande über den
Weg läuft, ergeht es ihm nicht besser. 'El Raton',
'die Maus', wie die Kumpels Jorge nennen, ist ein Straßenjunge.
Wie er versuchen Tausende Kinder und Jugendliche in den
zentralamerikanischen Großstädten zu überleben.
Alleingelassen, immer hungrig und in Gefahr, misshandelt
zu werden, müssen sie ständig befürchten,
Killern in die Hände zu fallen, die nur allzu bereitwillig
das Stadtbild von, wie es heißt, diesen "jungen
Verbrechern", "Drogenabhängigen" und
"sozialen Abschaum" säubern möchten.
Zwischen dem 1. Januar 1998 und dem 30. Juni 2001 wurden
in Honduras 823 Minderjährige umgebracht. Viele Straßenkinder
greifen zu Lösungsmitteln, um ihren Hunger zu betäuben.
In großen Städten wie Tegucigalpa oder San Pedro
Sula sind überall junge Menschen zu sehen, die aus
Plastiktüten berauschende Dämpfe einatmen.
Das arme zentralamerikanische Honduras hat eine sehr junge
Bevölkerung. 51 Prozent der 6,3 Millionen Honduraner
sind noch keine 18 Jahre alt. 65 Prozent der Gesamtbevölkerung
leben in Armut. Angesichts des Elends und der hoffnungslosen
Situation der honduranischen Straßenkinder hatte die
nichtstaatliche Organisation 'Casa Alianza', die lateinamerikanische
Sektion der in New York ansässigen Kinderrechtsorganisation
'Covenant House', die Vereinten Nationen alarmiert. In deren
Auftrag kam die Sonderberichterstatterin für außergerichtliche,
summarische und willkürliche Hinrichtungen, Asma Jahangir
aus Pakistan, nach Honduras. Sie sollte sich vor Ort einen
Überblick verschaffen. Ihr Abschlussbericht, den sie
in der letzten Woche vorgelegt hat, stimmt weitgehend mit
der Einschätzung von Casa Alianza überein. "Wir
wollen die soziale Säuberung brandmarken, von der die
schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft, die armen
Kinder, betroffen sind", erläutert Bruce Harris,
der Geschäftsführer von Casa Alianza, in einem
Gespräch mit IPS seine Initiative. Das Interview fand
in dem Raum statt, in dem ihn täglich Dutzende hungriger,
durstiger oder verletzter Kinder um Hilfe bitten. Seine
Organisation hilft Straßenkindern in aller Welt und
kämpft um deren Resozialisierung. Im vergangenen Jahr
wurde sie mit dem Conrad N. Hilton- Preis für Menschlichkeit
ausgezeichnet, eine Art Nobelpreis in Sachen Menschenrechte.
Für Harris besteht ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen
Armut, Bandentum und dem Tod von Straßenkindern. "Im
armen Honduras wird es armen Kindern leichter gemacht, ein
Verbrechen zu begehen als lesen zu lernen."
Im Bericht des UN-Entwicklungsprogramms (UNDP) über
die menschliche Entwicklung im Jahr 2000 rangiert Honduras
unter 174 Staaten auf Platz 113. Seine sozialen Probleme
gehören zu den brisantesten in ganz Lateinamerika und
der Karibik. An den offiziell registrierten Morden an Straßenkindern
trägt der Staat Honduras eine Mitschuld, meint Harris.
Wie aus dem Bericht über die 823 Todesfälle hervorgeht,
wurden nur die wenigsten Täter gefasst und bestraft.
Bei 13 Prozent der Verbrechen hatte sogar die Polizei ihre
Hand im Spiel, zwölf Prozent gingen auf das Konto von
Banden. "Honduras mordet seine Zukunft", klagt
der Kinderrechtsaktivist Harris. Ihm hat Sicherheitsminister
Gautama Fonseca versprochen, alle Fälle, in die die
Polizei verwickelt war, würden untersucht und die Schuldigen
bestraft.
Wer sich in Tegucigalpa umsieht, trifft überall auf
tiefste Armut, zumal die Spuren des verheerenden Hurrikans
'Mitch', der im November 1998 weite Teile Zentralamerikas
verwüstet hatte, noch längst nicht beseitigt sind.
Hunderte Familien müssen immer noch in Notunterkünften
leben. Honduras ist eines der gewalttätigsten Länder
Lateinamerikas. In Tegucigalpa werden pro 100.000 Einwohner
51 Morde verübt, in San Pedro Sula sind es sogar 93.
"Armut, Hilflosigkeit und der Zusammenbruch der Familie
bringt viele Kinder und Jugendliche dazu, sich Jugendbanden,
den 'Maras', anzuschließen", erläutert die
Universitätsprofessorin Migdonia Ayescas fest. "Hier
finden die obdachlosen jungen Menschen eine Art Ersatzfamilie,
die sie auch beschützt." In den Städten sind
die Namen der größten Banden - 'Mara Salvatrucha',
'Mara 18' oder 'Mara de los Vatos Locos' - an zahllose Hauswände
gesprüht. Viele sind Ableger großer US- amerikanischer
Banden. Experten haben herausgefunden, dass mehrere Maras
von jungen Honduranern gegründet wurden, die illegal
in Los Angeles lebten und später ausgewiesen wurden.
Soziologen und Sozialarbeiter bemühen sich, die Subkultur
der einzelnen Banden zu verstehen und ihre Eigenheiten,
ihre speziellen Tätowierungen und ihre Symbole zu entschlüsseln.
Mit dem Ehrenkodex der Jugendbanden, der 'Grünen Linie',
kennt sich Mario Ordonez aus, ein Lehrer, der in Tegucigalpa
mit Straßenkindern arbeitet. "Lebend kommt man
aus einer solchen Bande nicht mehr heraus. Da heißt
es: 'Entweder du bringst dich selbst um oder wir töten
dich'", berichtet der Pädagoge. Ausführlich
schreiben Tageszeitungen und Fernsehen über die täglichen
Bandenkriege und die Gewalt auf der Straße.
Es gibt aber auch Jungen wie Juan Gilberto Figueroa, die
versuchen, sich allein durchzuschlagen und die auf eine
bessere Zukunft hoffen. Der 14-jährige hat sich in
Tegucigalpa Arbeit gesucht. Er trägt für Ladenbesitzer
schwere Pakete aus. Von Banden will er nichts wissen, denn:
"Wenn man bei denen mitmacht, lebt man nicht lange".
Juan gesteht, auch schon einmal geklaut und Kleber geschnüffelt
zu haben. Jetzt träumt er davon, einmal Zimmermann
zu werden. "Dann bin ich nicht mehr arm, dann bin ich
jemand."
21.08.2001
HUNGERSNOT KAUM NOCH ABZUWENDEN. WFP fordert Hilfe für
775.000 Menschen in Zentralamerika Von Nefer Munoz, Tegucigalpa
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Honduras und die anderen Staaten in Zentralamerika
stehen kurz vor einer Hungersnot. Nach Schätzungen
des Welternährungsprogramms (WFP) ist das Leben von
775.000 Menschen akut bedroht, denn die Getreidespeicher
in der Region sind leer und alle Hilfslieferungen gegen
Ende August verbraucht. "Normalerweise regnet es bei
uns zwischen Mai und Oktober reichlich, in diesem Jahr aber
sind nur Anfang Juni einige Regentropfen gefallen",
berichtet der honduranische Bauer Quique Madariaga, der
in El Overo, etwa 80 Kilometer östlich der honduranischen
Hauptstadt Tegucigalpa vier Hektar Land bestellt. "In
diesem Jahr muss ich das erste Mal in meinem Leben die gesamte
Ernte abschreiben", fürchtet er, Schuld sei die
schlimmste Dürre, an die er sich erinnern könne.
Schätzungen zufolge haben 53.000 honduranische Bauern
in diesem Jahr 78 Prozent ihrer Ernte verloren. Nach Angaben
der honduranischen Regierung hat die Dürre insgesamt
101.600 Hektar Getreide zerstört und wird etwa 927.000
Menschen massiv schädigen. Was die Lage noch dramatischer
macht, ist die Tatsache, dass die Hälfte der notleidenden
Bauern bereits unterernährt ist. Aus verschiedenen
Gebieten werden erste Hungertote gemeldet. Nach eigenen
Angaben kann das WPF aufgrund der angespannten Versorgungslage
derzeit nur etwa der Hälfte von ihnen helfen. In einem
Appell an die internationale Gemeinschaft hat die UN- Organisation
jetzt 16.500 Tonnen Nahrungsmittel im Wert von 7,5 Millionen
US-Dollar gefordert. Die Soforthilfe könnte in letzter
Sekunde die schlimmste Katastrophe seit dem Hurrikan Mitch
abwenden.
Der Sturm ist im November 1998 über die Region gezogen
und hat allein in Honduras 5.600 Menschen getötet,
Hunderttausende obdachlos gemacht und Schäden in Höhe
von 3,8 Milliarden Dollar und 8.000 Vermisste hinterlassen.
Noch kaum hat sich der Sechs-Millionen-Staat von diesen
Verwüstungen erholt, ereilte ihn die nächste Naturkatastrophe,
eine ungewöhnlich harte Dürre, die 1,4 Millionen
Bauern in Zentralamerika die diesjährige Ernte kosten
könnte und für Millionen Menschen Hunger bedeutet.
Vor allem für Kleinbauern wie Madariaga ziehen die
Ernteverluste nicht nur Hunger, sondern auch gewaltige finanzielle
Probleme nach sich. Wie so viele seiner Berufskollegen kauft
der Vater von acht Kindern Saatgut auf Kredit und ist zur
Rückzahlung auf die Einnahmen aus der jeweiligen Ernte
angewiesen. "Ich habe im Moment etwa 650 Dollar Schulden
und weiß nicht, wie ich eine solche Summe zurückzahlen
soll", klagt er.
Gravierende Probleme bedeutet die Wasserknappheit auch für
die städtische Bevölkerung. Sie muss seit Wochen
mit Wasserrationierung leben. In einigen der ärmsten
Viertel von Tegucigalpa sind die Wasserleitungen tagelang
gesperrt und die Regierung hat angekündigt, dass dies
noch mindestens bis Ende August so bleiben wird. "Wasser
wird immer knapper, einige Menschen haben noch nicht einmal
genug zum Trinken", so die Lehrerin Isabel Salgado.
Die Anwohner der Slums in der Hauptstadt stünden stundenlang
Schlange, um sich einen einzigen Eimer Wasser zu sichern.
Auch Allan Aragon, Sprecher der nationalen Wasser- und Kanalbehörde
ist überaus besorgt. Ihm zufolge sind die Reservoire
nahezu erschöpft. So sind im Stausee am Los Laureles-Damm,
der 25 Prozent des Bedarfs von Tegucigalpa deckt, kaum noch
800.000 Kubikmeter Wasser - ein Zehntel seiner Kapazität.
(Ende/IPS)
27.03.2001
ZENTRALAMERIKA: FÜR NATURKATASTROPHEN BESONDERS ANFÄLLIG
Schäden auf 30 Milliarden Dollar geschätzt.
Von Nefer Munoz San Jose, 27. März (IPS) | nach
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Kaum eine andere Region der Erde hat auf Grund
ihrer seismischen und klimatischen Vorgaben so häufig
unter schweren Naturkatastrophen zu leiden wie Zentralamerika.
Tausende Menschen fallen ihnen alljährlich zum Opfer.
Die wirtschaftlichen Verluste belaufen sich auf Milliarden
Dollar. In den letzten vier Jahrzehnten haben Wirbelstürme
und Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen
und Dürreperioden in den zentralamerikanischen Staaten
Belize, Costa Rica, El Salvador, Guatemala, Honduras und
Nicaragua nach Schätzungen von Experten volkswirtschaftliche
Schäden von insgesamt 30 Milliarden Dollar angerichtet.
"Wenn es eine von eins bis 100 reichende Skala gäbe,
auf der sich die regionale Gefährdung messen ließe,
dann wäre Zentralamerika darauf bei knapp unter 100
zu finden", erklärte der Meteorologe Max Campos
gegenüber IPS. Campos ist Exekutivsekretär des
Regionalkomitees für hydraulische Ressourcen, der zum
Zentralamerikanischen Integrationssystem gehört. Das
Komitee beziffert die Zahl der Menschen, die in den letzten
25 Jahren in Zentralamerika Opfer von Naturkatastrophen
wurden, auf durchschnittlich 5.000 pro Jahr. Würde
man allerdings die Todesopfer hinzuzählen, die bei
weniger spektakulären Katastrophen in der Region ihr
Leben lassen, dann könnte die Zahl doppelt so hoch
sein. Campos kritisierte das Fehlen einer planvollen Besiedlung
und wirksamer Umweltschutzmaßnahmen. "Der Schwachpunkt
der Region liegt darin, dass jede neue Naturkatastrophe
als isoliertes Einzelereignis gewertet wird." In Zentralamerika
gibt es sechs tektonische Platten, eine Reihe geologischer
Verwerfungen und 27 aktive Vulkane. Die gesamte Region ist
523.000 Quadratkilometer groß und liegt in einem Gebiet,
das wegen seiner besonders brisanten seismischen Aktivität
'Feuergürtel' genannt wird. Ähnlich verhängnisvoll
wirken sich die klimatischen Verhältnisse in der Region
aus. Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürreperioden
machen ihr ebenso zu schaffen wie die Einflüsse des
Karibischen Meeres mit seinen Hurrikans und tropischen Tiefdruckeinflüssen.
"In Zentralamerika sind Naturkatastrophen unglücklicherweise
etwas Alltägliches", klagt Hauptmann Jeffrey Christiansen,
Einsatzkommandant des US-amerikanischen Kommando Süd
in einem Gespräch mit IPS. Die Folgen klimatisch bedingter
Katastrophen ließen sich seiner Ansicht nach verringern,
wenn es in der Region ein Katastrophenschutzprogramm geben
würde. "Kein einziges dieser Länder verfügt
über die erforderlichen Mittel. Deshalb sollten die
lokalen Einsatzgremien mit großen Hilfsorganisationen
wie den Vereinten Nationen oder dem Roten Kreuz zusammenarbeiten",
empfiehlt der US-Offizier. Experten machen die globale Erwärmung
für die Naturkatastrophen mitverantwortlich, die nicht
nur in Zentralamerika immer häufiger vorkommen. Nach
Angaben der Münchener Rückversicherungs- Gesellschaft
zum Beispiel wurden im vergangenen Jahr weltweit 250 Naturkatastrophen
registriert - so viel wie nie zuvor - und 100 mehr als noch
1999. Nach Ansicht des Geographen Luis Rolando Duran handelt
es sich bei denjenigen, die das Risiko von Katastrophen
erhöhen, um die gleichen Leute, die sie verhindern
könnten. Der geschäftsführende Direktor des
regionalen Koordinierungszentrums für die Prävention
von Naturkatastrophen erklärte gegenüber IPS,
durch eine verantwortungsvoll gesteuerte Bauwirtschaft und
den Ausbau der Infrastruktur könnten Regierungen und
Zivilgesellschaft dazu beitragen, die Folgen von Naturkatastrophen
abzuschwächen. "Was dieser Region fast völlig
fehlt, ist Verantwortungsbewusstsein", kritisierte
Duran. Er belegt seine Kritik mit einem Beispiel. Als im
November 1998 der Hurrikan 'Mitch' über Zentralamerika
tobte, starben dabei mindestens 10.000 Menschen. Die Sachschäden
beliefen sich auf über fünf Milliarden Dollar.
Doch obwohl viele Menschen unter Häusern begraben wurden,
die planlos in Risikogebieten gebaut worden waren, ist bislang
niemand für die katastrophalen Fehlplanungen und ihre
vermeidbaren, tödlichen Folgen verantwortlich gemacht
worden, betonte Duran. (Ende/IPS/mp/2001)